Carl Philipp Emil Freiherr von Hanstein

In der jüngeren Geschichte der Familie von Hanstein nahm Freiherr Carl Philipp Emil von Hanstein einen herausragenden Platz ein.

Er wurde am 11. Februar 1772 in Kassel als Sohn des hessischen Forstmeisters Carl Wilhelm Heinrich von Hanstein und dessen Ehefrau Hedwig Louise geb. Stiern, Tochter eines Königlich Schwedischen und Landgräflich Hessischen Geheimen Kammerrates, kurz nach dem Tode seines Vaters geboren.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Coburg studierte er von 1790 bis 1793 in Göttingen. Von dort aus unternahm er gern „Ritte nach der alten Familien-Stammburg, nach Wahlhausen und Cassel und besuchte im Oktober 1793 als Landstand den Landtag in Heiligenstadt … Später wurde er dem Landesherrn des Eichsfeldes, dem Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, Friedrich Carl Joseph von Erthal, in Heiligenstadt vorgestellt, wohin dieser 1793-94 vor den Franzosen geflohen war.“

Während seiner Tätigkeit am Reichskammergericht in Wetzlar besuchte er 1793 die deutschen Truppen vor dem französisch besetzten Mainz und „wohnte auch einigen Vorposten-Scharmützeln bei“.

Im gleichen Jahr wurde er Regierungs-Assessor in Marburg, wo er 1801 die am 20. Juli 1783 als nichteheliche Tochter des Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Kassel, ab 1803 Kurfürst Wilhelm I., geborene Wilhelmine von Haynau heiratete.

Während des siebenjährigen französischen Intermezzos von 1807-1813, welches vom hessischen Volk treffend als „Siebenschläfer“ bezeichnet wurde, hatte Carl von Hanstein den „Posten als Procureur général des Werra-Departements in Marburg“ im Königreich Westphalen inne. Nach der Rückkehr seines „Schwiegervaters“, des Kurfürsten Wilhelms I. von Hessen, in sein Land und Rückführung aller Verhältnisse Hessens und seiner Regierung auf den Stand von 1806 wurde er am 28. Dezember 1813 zum Regierungsrat mit 700 Talern Gehalt ernannt. Von 1817 bis 1821 übte Carl von Hanstein das Amt eines Polizeidirektors in Marburg aus, bevor er 1823 Regierungsdirektor in Fulda mit 1500 Talern Gehalt und 1832 Regierungspräsident in Hanau wurde. 1834 erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat und Regierungspräsidenten in Kassel.

Den Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte Carl von Hanstein, als sich der Sohn des Kurfürsten Wilhelms I., Wilhelm II., der sich nach Hanau zurückgezogen hatte und dessen Sohn Friedrich Wilhelm I. als Kurprinz und Mitregent in Kassel ab 1831 faktisch die Regierung führte. Er wurde kurhessischer Minister des Innern in Kassel, wozu ihn „der Kurprinz-Mitregent am 31. August 1837 … mit 3500 Thalern Gehalt“ berufen hatte.

Carl von Hanstein war als Nachfolger seines reaktionären, rücksichtslosen Vorgängers, des Innen- und Justizministers Ludwig Hassenpflug, „genannt Hessenfluch“, in eine Zeit der Konflikte geraten, die beständig zwischen den Auffassungen des Regenten und denen der Landstände schwelten, wobei sich von Hanstein zwar „den Landständen unwillfährig“ zeigte, den Ansichten des Landesherrn aber auch nur widerwillig folgte und sich zur Verfassung bekannte: „Was darin versprochen, muß unverbrüchlich gehalten werden.“

Auf eigenen Wunsch wurde er - fast 70-jährig - am 1. November 1841 vom Amt des Innenministers entbunden und in den Ruhestand verabschiedet.

Ein Jahr vorher war er Senior des Familienverbandes der von Hanstein geworden, nachdem er 1838/39 bereits den Bau des Palas mit Empfangshalle und Rittersaal auf der Burg Hanstein angeregt hatte, um dort die alljährlichen Familienkonferenzen in würdiger Umgebung abhalten zu können.

Zuvor „war für die Erhaltung der Burg nur sehr wenig geschehen, jährlich barsten und zerfielen die Mauern mehr und mehr, so daß die Sage in der Familie und Gegend ging, dass ein größerer Einsturz dem Tode des Seniors vorausginge“, schrieb 1910 Generalleutnant Carlo von Hanstein auf Unterstein, Enkel Carl von Hansteins und seinerzeit Familiensenior, in seiner Chronik von Unterstein. Vermutlich waren die Aktivitäten zum Erhalt der gotischen Burganlage dennoch nicht von der Furcht vor schicksalhaften Mauerabbrüchen bestimmt, sondern mehr davon, der Familie „einen Sammelpunkt zu gewähren.“

Seinen Ruhestand nutzte Carl von Hanstein nun besonders, um sich mit der Geschichte seiner Familie zu befassen. „Er sammelte in jahrelanger unverdrossener Arbeit die wenig geordneten Urkunden der Familie, brachte auch aus vielen Archiven Abschriften der Urkunden, Geschlechtstafeln und Stammregister zusammen, aus welcher Arbeit die ‚Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein …’ hervorging.“

Der Senior der Familie und Minister i. R. hat mit seinem Werk Grundlegendes für den Familienverband und für die historische Forschung getan, er hat emsig geforscht und gesammelt und alle urkundlich belegbaren Daten und darüber hinaus reichenden Erkenntnisse zur Familiengeschichte und damit im Zusammenhang stehende Ereignisse, die für die Regionalgeschichte bedeutsam waren, für alle, die sie kennenlernen und sich mit ihnen befassen wollen, erfolgreich und nutzbringend veröffentlicht.                           Josef Keppler

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