Gute eichsfeldische Heimatlektüre ist heutzutage rar. Diesem Mangel begegnet jetzt die Wiederauflage (Reprint) der Erzählung "Müller's Lisebeth von Ankerode". Unter seinem Pseudonym Christian von der Eller hat der aus Hilkerode stammende Heimatdichter Heinrich Josef Gottlieb (1868-1944) diese, wie es es im Untertitel heißt, eichsfeldische Dorfgeschichte erstmals 1926 veröffentlicht. Aber es ist nicht nur eine Dorfgeschichte, vielmehr zieht sich eine spannende Liebesgeschichte wie ein roter Faden durch das gut hundertseitige Bändchen. Zwar hat der Dichter seine Geschichte im Jahre 1510 angesiedelt, doch könnte sie sich so ähnlich auch noch um die Jahrhundertwende zugetragen haben. Schauplatz der Handlung ist das wohl im Bauernkrieg untergegangene Dorf Ankerode im Ellertal, einem "kleinen Paradies voll Blütenduft und Vogelsang", unweit von Hilkerode. Auf dem stattlichen Anwesen des geachteten Mühlenbauers lastet eine Schuld, die den Besitzer bedrückt. Um diese Schuld loszuwerden, will Künemund Walter seine einzige und hübsche Tochter an einen reichen, aber sonst unsympathischen Bauernsohn, de
Gute eichsfeldische Heimatlektüre ist heutzutage rar. Diesem Mangel begegnet jetzt die Wiederauflage (Reprint) der Erzählung "Müller's Lisebeth von Ankerode". Unter seinem Pseudonym Christian von der Eller hat der aus Hilkerode stammende Heimatdichter Heinrich Josef Gottlieb (1868-1944) diese, wie es es im Untertitel heißt, eichsfeldische Dorfgeschichte erstmals 1926 veröffentlicht. Aber es ist nicht nur eine Dorfgeschichte, vielmehr zieht sich eine spannende Liebesgeschichte wie ein roter Faden durch das gut hundertseitige Bändchen. Zwar hat der Dichter seine Geschichte im Jahre 1510 angesiedelt, doch könnte sie sich so ähnlich auch noch um die Jahrhundertwende zugetragen haben. Schauplatz der Handlung ist das wohl im Bauernkrieg untergegangene Dorf Ankerode im Ellertal, einem "kleinen Paradies voll Blütenduft und Vogelsang", unweit von Hilkerode. Auf dem stattlichen Anwesen des geachteten Mühlenbauers lastet eine Schuld, die den Besitzer bedrückt. Um diese Schuld loszuwerden, will Künemund Walter seine einzige und hübsche Tochter an einen reichen, aber sonst unsympathischen Bauernsohn, den "roten Basil", verheiraten. Lisebeth aber hat sich dem tüchtigen Müllergesellen Christian versprochen, dessen schicksalhaft unbekannte Herkunft und Mittellosigkeit für den Vater Grund genug sind, ihn nicht als Schwiegersohn zu akzeptieren und den "Bettelbuben" deswegen vom Hofe zu jagen. Bei der wider Lisebeths Willen inszenierten Eheverschreibung gehen dem Vater schließlich die Augen auf, und der Weg ist frei für ein Happy-End. Der Mühlenbauer ordnet eine Hochzeit an, "wie solche auf dem Eichsfelde lange nicht gefeiert worden ist". Zu aller Überraschung tauchen die Großeltern Christians auf und lüften den Schleier um des Enkels Herkunft und sein Erbe. Vor dem jungen Paar liegt nun das ganze Leben "wie ein goldener Morgen voll Maienglanz und Duft und Licht." Und auch den alten Mühlenbauer drücken fortan keine Lasten mehr, hat doch der alte Lehnsherr zu diesem Feste den Lehnsbrief zurückgegeben und somit alle Schuld gelöscht. Noch einmal, 15 Jahre später, tritt der "rote Basil" als heruntergekommener, dem Trunke ergebener Knecht in Erscheinung. Als Mitglied eines aufrührerischen Bauernhaufens will er am Mühlenhofe zu Ankerode Rache nehmen. Das ganze Dorf samt Kirche wird abgefackelt. Die Bewohner aber hatten sich schon in Hilkerode in Sicherheit gebracht und Basil findet bei einer Keilerei sein Ende. Das Büchlein enthält nicht nur eine Dorf- und Liebesgeschichte, es ist auch eine Liebeserklärung an die eichsfeldische Heimat, "voll von Gottesfurcht, Heimat- und Vaterlandsliebe". Und wenn der Autor dabei ins Schwärmen gerät, erinnert er zuweilen an Eichendorff.