Wir alle haben die Zeit der Wende als eine Aneinanderreihung umwälzender, dramatischer Ereignisse miterlebt. Viele waren hautnah dabei, andere kamen am Fernsehschirm aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unmittelbar danach kehrte der Alltag ein. Und damit die Zeit der langsamen Annäherung zwischen Ossis und Wessis. Stefan Kochs Erzählung ist eine Alltagsgeschichte aus dieser "Stunde 1" der deutschen Einheit. Im Rahmen einer Handlung, wie sie sich tatsächlich abgespielt haben könnte, zeichnet er ein Stimmungsbild jener kleinen Zeitspanne zwischen Aufbruch und Ernüchterung: Ost-Studentin Marie aus dem Eichsfeld und West-Student Jan aus Bonn lernen sich im Vorlesungssaal der Uni Göttingen kennen. Unbefangen und ohne Vorurteile wollen sie in die Welt des anderen eintauchen. Während sie versucht, sich aus der Enge der familiären Umgebung zu befreien, entdeckt er eine fremde Landschaft - mit eigenen Regeln, besonderer Sensibitität und von seltener Schönheit. Doch die willkommene Abwechslung vom Universitätsalltag entwickelt sich schnell zu einer tiefen, aber aufreibenden Beziehung. Beide machen die Erfahrung, daß sie nur schwer aus dem Schatten ihrer Vergangenheit heraustret
Wir alle haben die Zeit der Wende als eine Aneinanderreihung umwälzender, dramatischer Ereignisse miterlebt. Viele waren hautnah dabei, andere kamen am Fernsehschirm aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unmittelbar danach kehrte der Alltag ein. Und damit die Zeit der langsamen Annäherung zwischen Ossis und Wessis. Stefan Kochs Erzählung ist eine Alltagsgeschichte aus dieser "Stunde 1" der deutschen Einheit. Im Rahmen einer Handlung, wie sie sich tatsächlich abgespielt haben könnte, zeichnet er ein Stimmungsbild jener kleinen Zeitspanne zwischen Aufbruch und Ernüchterung: Ost-Studentin Marie aus dem Eichsfeld und West-Student Jan aus Bonn lernen sich im Vorlesungssaal der Uni Göttingen kennen. Unbefangen und ohne Vorurteile wollen sie in die Welt des anderen eintauchen. Während sie versucht, sich aus der Enge der familiären Umgebung zu befreien, entdeckt er eine fremde Landschaft - mit eigenen Regeln, besonderer Sensibitität und von seltener Schönheit. Doch die willkommene Abwechslung vom Universitätsalltag entwickelt sich schnell zu einer tiefen, aber aufreibenden Beziehung. Beide machen die Erfahrung, daß sie nur schwer aus dem Schatten ihrer Vergangenheit heraustreten können. Stefan Kochs Buch ist ein erster Beitrag der erzählenden Literatur, der dieses Stück Zeitgeschichte - zumindest auf das Eichsfeld bezogen - zu behandeln. Möglicherweise trifft er den Nerv dieser Zeit, die in ein paar Jahren niemand mehr nachempfinden kann, intensiver, als ein Geschichtsbuch oder eine Dokumentation dies vermögen. Das besondere Verdienst dieses Buches ist die Beschreibung eines Milieus, das durch die westlichen Einflüsse einer starken Wandlung unterworfen ist. Selbst die Umgangssprache, die sich ja in ruhigeren Zeiten nur sehr langsam wandelt, bleibt von der rasanten West-Ost-Entwicklung nicht verschont. In zehn Jahren wäre niemand mehr in der Lage, ein solches Buch sprachlich wie inhaltlich so treffend zu schreiben.