Zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene kamen seit 1945 in das Eichsfeld, das größte geschlossene katholische Gebiet der SBZ/DDR. Das ländlich-katholische Umfeld war für diese so genannten „Umsiedler" nur in seltenen Fällen integrationsfördernd.
Auch im kirchlichen Bereich blieben die Flüchtlinge trotz caritativer Hilfsprogramme häufig unverstanden oder ausgegrenzt, was ihre Beheimatung erschwerte oder unmöglich machte. Sie nahmen das mehrheitlich katholische Eichsfeld mit mannigfachen Integrationsbarrieren vielfach als „kalte Heimat" wahr.
Topografisch bildete das Eichsfeld für die zahlreichen Migrationsbewegungen der Nachkriegszeit ein „Nadelöhr", eine Schnittstelle an der Grenze zu den westlichen Besatzungszonen. Dieser Umstand, zugleich Aufnahmegebiet für „Neubürger" und Durchgangsstation auf dem Weg in den Westen zu sein, schuf zusätzlich Konflikte, denen die Einheimischen kaum gewachsen waren.
Im Mittelpunkt dieses Buches stehen die konfessionellen und gesellschaftlich-politischen Lebensbereiche der Ankunftsgese
Zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene kamen seit 1945 in das Eichsfeld, das größte geschlossene katholische Gebiet der SBZ/DDR. Das ländlich-katholische Umfeld war für diese so genannten „Umsiedler" nur in seltenen Fällen integrationsfördernd.
Auch im kirchlichen Bereich blieben die Flüchtlinge trotz caritativer Hilfsprogramme häufig unverstanden oder ausgegrenzt, was ihre Beheimatung erschwerte oder unmöglich machte. Sie nahmen das mehrheitlich katholische Eichsfeld mit mannigfachen Integrationsbarrieren vielfach als „kalte Heimat" wahr.
Topografisch bildete das Eichsfeld für die zahlreichen Migrationsbewegungen der Nachkriegszeit ein „Nadelöhr", eine Schnittstelle an der Grenze zu den westlichen Besatzungszonen. Dieser Umstand, zugleich Aufnahmegebiet für „Neubürger" und Durchgangsstation auf dem Weg in den Westen zu sein, schuf zusätzlich Konflikte, denen die Einheimischen kaum gewachsen waren.
Im Mittelpunkt dieses Buches stehen die konfessionellen und gesellschaftlich-politischen Lebensbereiche der Ankunftsgesellschaft und deren Bewohner nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: die Bereitschaft der Einheimischen, Flüchtlinge aufzunehmen, und die Möglichkeiten der Vertriebenen, sich in der „neuen Heimat Eichsfeld" integrieren zu lassen.
Weitere Stimmen zu diesem Titel:
Dieser Titel: "Neue Heimat Eichsfeld?" entstand aus der Diplomarbeit von Torsten Müller „Flüchtlinge im Eichsfeld 1945-1953. Dargestellt am Beispiel des Dekanates Heiligenstadt" und wurde am 4. Juni 2007 am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Erfurt bei Professor Dr. Josef Pilvousek vorgelegt. Sie umfasst insgesamt 135 Seiten, wobei der eigentliche Text auf 72 Seiten steht; ein ausführlicher Anhang mit acht Lebensbildern vertriebener Priester, Dokumenten und Abbildungen ergänzt die Diplomarbeit. Nach der Einleitung und der Beschreibung der besonderen Situation des Eichsfeldes als homogene katholische Enklave im protestantisch orientierten Umfeld wird - gleichsam vorgeschaltet - das Problem der durchziehenden Flüchtlingsströme durch das Grenzland Eichsfeld behandelt. Die Aufnahme der Flüchtlinge im lokalen und gesellschaftlichen Umfeld und die Rolle von Kirche und Katholizismus bei der Beheimatung der Flüchtlinge bilden die Themenschwerpunkte der Diplomarbeit.
Das Eichsfeld war in mehrfacher Hinsicht durch die Migrationsbewegungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betroffen. Zunächst ist auf die Schnittstelle zu den westlichen Besatzungszonen hinzuweisen und auf den Grenzübergang Kirchgandern, an dem Tausende Flüchtlinge und Heimkehrer die Grenze überschritten oder zu überschreiten suchten. Die völlig überforderte Administration, sowjetische Schikanen und die unvorstellbare Not der Grenzgänger schufen Konfliktpotentiale, denen die Einheimischen nicht immer adäquat begegneten oder begegnen konnten. Kirche, Caritas und vor allem die Pfarrer versuchten diese Not zu lindern, zu beseitigen war sie nicht.
Ein zweiter, interessanter Problembereich ergibt sich aus der in den Dörfern oft auch zwangsweise vorgenommenen Unterbringung der Flüchtlinge. Die kleinen Dörfer und Kleinbauernhöfe oder kleinen Häuser waren kaum geeignet, komfortable Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung zu stellen; notdürftig waren und blieben die Unterkünfte. Menschliche Untugenden wie Geiz, Missgunst oder Egoismus schufen oft unerträgliche Situationen.
Wie hat sich die katholische Kirche in dieser komplizierten Situation verhalten? Ein Ergebnis der Studie ist, dass vor allem die Kirche und ihre hauptamtlichen Vertreter wesentlich zur Besserung der Lage beigetragen haben. Dazu kommt der geistliche Einfluss vor allem der Seelsorger, deren Appelle um Spenden, Nahrung und an die christliche Nächstenliebe zumeist Erfolg zeitigten. So hat vor allem die Kirche zur Beheimatung in den Gemeinden beigetragen. Natürlich ist auch manch unkirchliches Verhalten zu registrieren oder politische Einflussnahmen, die kirchliches Handeln zu diskreditieren suchten. Alles in allem ist die Bilanz kirchlicher Hilfe dennoch beeindruckend.
Die Diplomarbeit betritt Neuland und ist - aber nicht nur deshalb - als Pionierstudie zu werten.
Peter Anhalt
Vors. des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde